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Waren einmal Revoluzzer ("2019")

Waren einmal Revoluzzer

Originaltitel
Waren einmal Revoluzzer
Alternativ
Wir waren einmal Revoluzzer
Regie
Johanna Moder
Darsteller
Johann Bednar, Josef Hader, Julia Jentsch, Marcel Mohab, Manuel Rubey, Aenne Schwarz
Kinostart:
Deutschland, am 09.09.2021 bei JIP Film & Verleih
Kinostart:
Österreich, am 28.08.2020 bei Filmladen
Genre
Komödie
Land
Österreich
Jahr
2019
FSK
ab 12 Jahren
Länge
104 min.
IMDB
IMDB
Homepage
https://jip-film.de/waren-einmal-revoluzzer
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Die bürgerlichen Fassaden bröckeln!
Richterin Helene (Julia Jentsch) und Musiker Jakob (Manuel Rubey) sowie ihre Freunde, die Künstlerin Tina (Aenne Schwarz) und der Psychotherapeut Volker (Marcel Mohab) haben sich mit Mitte 30 im gut bürgerlichen Milieu Wiens eingerichtet. Die Familie ist gegründet, die Wohnung groß und im Beruf läuft es meist auch. Längst sind die Zeiten vorbei, in denen sie an Revolution, Rebellion oder einen eigenen Beitrag zur Veränderung der Welt denken.

Eine Chance, zumindest einem Menschen bessere Lebensbedingungen in einer modernen westlichen Gesellschaft zu verschaffen, wittert das Quartett nach dem Hilferuf ihres alten Freundes Pavel (Tambet Tuisk). Er will nur noch weg aus seiner Heimat Russland. Die vier laden ihn ein, bei ihnen einen Neuanfang zu wagen. Doch der Schrecken ist groß, als er mit Frau Eugenia (Lena Tronina) und Kind ankommt.

Eugenia ist der Anlass zur Flucht. Sie wird wegen oppositioneller Umtriebe mit internationalem Haftbefehl gesucht. Nach dem herzlichen Willkommen sind Toleranz und Großzügigkeit der Österreicher bald aufgebraucht. Die Nerven liegen auf beiden Seiten blank. Insbesondere die Herren haben bald genug von den neuen Freunden aus Putins Reich. Und dann ist da noch der Nachbar, der dem fremden Paar hinterher schnüffelt.
Die Fassaden von gutbürgerlichen Ehen bröckeln hier ebenso schnell wie das Selbstverständnis der Figuren. Was bleibt von unseren Träumen und Idealen, wenn wir älter werden, ist die zentrale Frage in der mit durchaus auch sehr bitteren Tönen gewürzten Tragikomödie von Johanna Moder, die sich ins innovative Filmschaffen des Alpenlands einreiht. Mit bissigem Humor hält sie den eigenen Landsleuten den Spiegel vor und zerlegt genüsslich die Selbstlügen einer toleranten, weltoffenen Gesellschaft. Miteinander und Teilen als Voraussetzungen für gelungen Integration erweisen sich als nicht so einfach wie gedacht. Vor allem wenn die Geflüchteten ihren eigenen Kopf haben und nicht merken, dass sie mit ihrem gewohnten Benehmen anecken.

Das großartige Ensemble bringt Emotionen jederzeit auf den Punkt, so dass das Motiv jeder Handlung nachvollziehbar ist. Ganz wegschieben als Österreich-typisch lässt sich die Geschichte nicht. Ähnlichkeiten mit den Biografien der Betrachter sind zufällig, aber durchaus beabsichtigt. Manch einer tappt sich an die eigene Nase oder findet die Figuren und die Dynamik der Ereignisse im eigenen Umfeld.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Die Fassaden von gutbürgerlichen Ehen bröckeln hier ebenso schnell wie das Selbstverständnis der Figuren.
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