Heike Maleschka/Ricore Text
Forest Whitaker ist trotz dem Oscar-Trubel auf dem Boden geblieben
Rolle seines Lebens: Idi Amin Dada
Starfeature: King of Scotland: Forest Whitaker
Bei öffentlichen Auftritten wirkt er wie ein großer, unbezwingbarer Bär. Tatsächlich eilt Forest Whitaker aber der Ruf voraus, nervös zu sein, sobald er in der Öffentlichkeit steht. Ob das nun bei Interviews mit neugierigen Journalisten der Fall ist, oder auf dem roten Teppich kurz vor der Oscar-Verleihung, der in Texas geborene Schauspieler wirkt stets zurückhaltend und etwas eingeschüchtert. Das hält ihn nicht davon ab, mit seinen Rollen zu verschmelzen und Bösewichte oder menschenverachtende Diktatoren mit großer Überzeugungskraft zu verkörpern.
erschienen am 30. 05. 2010
Sony Pictures
Forest Whitaker in "8 Blickwinkel"
Vom Football zur Schauspielschule
Forest Whitaker ist vier Jahre alt, als seine Familie das konservative und von Rassenproblemen gebeutelte Texas verlässt und nach Los Angeles zieht. Dennoch verbringt der stämmige Junge viel Zeit bei seinem Großvater auf dem Land, der es vorzieht, sich nicht am Umzug zu beteiligen. Wie bei vielen Jugendlichen, dominiert der Football seine Jugend. An der High School spielt er im Team von Quarterback Jay Schroeder, der später einen Vertrag in der US-Profi-Liga NFL erhält. Dank eines Football-Stipendiums wird er an einer Polytechnischen Universität von Kalifornien angenommen. Allerdings muss er sein Studium kurze Zeit später aufgrund einer Rückenverletzung abbrechen. In der Folge schließt er ein Musikstudium an der University of Southern California an und erhält ein Stipendium an der Universität von Berkeley, einem Ableger der Schauspielschule Drama Studio London.
MGM
Platoon
Oliver Stone, Martin Scorsese, Robert Altman
Forest Whitaker entdeckt sein schauspielerisches Talent nicht erst als Mittzwanziger. Schon in der High School nimmt er Stimmunterricht und ist Mitglied der Theatergruppe seiner Schule. Man könnte fast sagen, der Enkel des Novellisten Forest Whitaker Sr. rutscht immer tiefer in sein Metier hinein. Und er hat Glück mit renommierten Regisseuren wie Oliver Stone, Martin Scorsese, Barry Levinson und Robert Altman zu arbeiten, die sein Potential früh erkennen. Sie engagieren ihn für das Vietnamkriegsdrama "Platoon" (1986), die Tragikomödie "Good Morning, Vietnam", den Thriller "The Crying Game" (1992) und die Modesatire "Prêt-à-Porter", allesamt Filme, die heute zu den Klassikers des amerikanischen Kinos gehören. Natürlich wirkt er auch an kommerziellen Flops mit, spielt Rollen, die nicht zu ihm passen. Einer dieser Schandflecke ist mit Sicherheit "Battlefield Earth", die Verfilmung eines Science-Fiction-Romans von Scientology-Gründer L. Ron Hubbard.
Fox
Forest Whitaker
Charlie Parker und Idi Amin
Manche Schauspieler werden ein Leben lang mit einer Rolle in Verbindung gebracht. Bei Forest Whitaker sind es schon zwei Figuren, die sowohl ihn als Person als auch seine Karriere prägen. In Clint Eastwoods Filmbiografie "Bird" spielt er Jazzlegende Charlie Parker. Um sich auf die Rolle vorzubereiten, mietete er sich Monate vor Drehbeginn in einer kleinen Wohnung in Downtown neben einer Greyhound-Bushaltestelle ein. Dort übte er täglich auf dem Saxophon. Für seine authentische Darstellung des Musikers erhält er 1988 die Goldene Palme in Cannes. Gut 20 Jahre später ist er der erst vierte Afroamerikaner, der den Oscar für die beste männliche Hauptrolle erhält. Dafür muss er sich in die Psyche des ugandischen Diktators Idi Amin hineinzuversetzen. Und das gelingt ihm derart überzeugend, dass sogar seine Mitarbeiter am Set Angst vor ihm bekommen. Monate später erzählt Whitaker, dass die Macht, die er spürte, als ihm selbst unheimlich wurde, als bei den Filmaufnahmen tausende Statisten zujubelten. "Wenn ich auf die Bühne gegangen bin und meinen Text sagte, haben mir manchmal 2.000 Leute zugejubelt, natürlich fühlt sich das machtvoll an. Auch wenn sie mehr und mehr das glauben, was du sagst und tust, das ist beinahe vergiftend. Das ist Teil der menschlichen Natur", so der Schauspieler im Interview mit Filmreporter.de im Februar 2007.
Paramount Pictures
Forest Whitaker in "Winged Creatures"
Whitaker - überzeugter Vegetarier
Forest Whitaker ist einer von vielen prominenten Schauspielern, die sich für die Rechte von Tieren einsetzen. Mit seiner Tochter True - wie ihr Vater eine überzeugte Vegetarierin - nahm er in der Vergangenheit Werbespots für die Tierrechtsorganisation Peta auf. Und er engagiert sich politisch. Als Barack Obama für das US-Präsidentenamt 2008 kandidiert, spricht er sich klar für ihn aus. Seine gesellschaftliche und politische Haltung findet sich auch in seiner Familie. Seit 1996 ist er mit der elf Jahre jüngeren Schauspielkollegin Keisha Simone Nash verheiratet. Das Paar lebt zurückgezogen mit ihren zwei Töchtern, True ("Wahrheit") und Sonnet ("Sonett"). Aus einer früheren Beziehung Whitakers stammt Sohn Ocean ("Ozean"). Damit führt der Schauspieler bezüglich der Namensgebung eine langgehegte Familientradition fort. Schon seine Eltern versuchten ihren Kindern Namen zu geben, die ihr Leben kennzeichnen und bestimmen sollen. Forest bedeutet "Wald" und steht für "mit beiden Beinen fest im Leben stehen". Auch True, Sonnet und Ocean sollen als Erwachsene der Bedeutung ihrer Namen gerechte werden.
erschienen am 30. Mai 2010
Zum Thema
Der in Texas geborene Schauspieler gilt als ruhig, schüchtern und etwas zurückgezogen. Bei öffentlichen Reden oder Interviews wirkt er nervös und unsicher. Ein äußeres Merkmal ist das etwas herabhängende linke Augenlied. Für seinen größten Erfolg wuchs der 46-jährige über sich hinaus. In Kevin Macdonalds Historiendrama "Der letzte König von Schottland - In den Fängen der Macht" spielt er den ugandischen Diktator Idi Amin. Dafür wurde er 2007 mit dem Oscar als bester Hauptdarsteller gewürdigt...
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