Ulrich Blanché /Ricore Text
Zack Snyder
Höchstmaß an Gewalt und Sex
Starfeature: Comicfan Zack Snyder
Auffällig an Zack Snyders bisherigem filmischen Werk sind vor allem zwei Punkte. Zum einen seine Vorliebe für phantastische Erzählstoffe. Zum anderen das hohe Maß an Sex und Gewalt in seinen Filmen. Seinen Anfang machte der Regisseur der Comicverfilmungen "300" und "Watchmen - Die Wächter" allerdings nicht im Spielfilmfach sondern in der Werbung. Im Gegensatz zu seinen Filmen mutet sein Privatleben beinahe spießig an. Er ist Vater von sechs Kindern lebt und arbeitet seit 2004 mit seiner Frau Deborah zusammen.
erschienen am 31. 03. 2011
Universal Pictures (UPI)
Dawn of the Dead
Vom Werbehorror zum Horrorgenre
Zack Snyder hat bereits über 100 Werbefilme und Musikvideos gedreht, als er sich mit "Dawn of the Dead" an das Remake von George A. Romeros Horrorklassiker "Zombie" aus dem Jahr 1978 macht. Die Horrorgemeinde reagiert auf die Nachricht zunächst mit Entsetzen. Es kommt sogar zu Morddrohungen gegen den Nachwuchsregisseur. Mit dem Ergebnis waren die Fans dann doch zufrieden, denn seither hat sich Snyder einen Ruf als Kultregisseur erworben.
Paramount
Watchmen - Die Wächter
Rohe Gewalt in den Kinocharts
Bereits mit seinem zweiten Film "300" landet er einen echten Kassenschlager. Das Einspielergebnis an den Kinokassen weltweit beträgt über 400 Millionen Dollar. Die Verfilmung von Frank Millers gleichnamigem Comic trifft den Nerv des Publikums, denn mit seiner Version des Spartanerkrieges holt Snyder den Sandalenfilm wieder auf die Leinwand zurück. Kritiker stoßen sich an der Ästhetisierung der Gewalt, dem unhistorischen Ansatz und den dummen Dialogen, aber diese interessieren die meisten Fans wohl eh nicht. Die Inszenierung der Action unterscheidet sich erheblich von vergleichbaren Werken des Genres. Wo andere auf schnelle und harte Schnitte setzen, um Kampfszenen zu dramatisieren, setzt Snyder auf extreme Zeitlupensequenzen.

Dieses Stilmittel zieht das sich durch sein gesamtes filmisches Schaffen. So sieht man in "300" jeden Blutstropfen spritzen, den Darsteller Gerard Butler im Kampf vergießt. Auch die Verfilmung der Graphic Novel "Watchmen - Die Wächter" setzt in erster Linie auf Gewalt und Sex. Bei all den Phantasiewelten, die Snyder für das Kino kreiert, bleibt er im wahren Leben doch ein Realist. Er ist sehr am finanziellen Erfolg seiner Filme interessiert. So schneidet er für "Watchmen" in drei Fassungen, "weil die Kinoversion zwangsläufig Einschränkungen nach sich zog. Ein Film für die breite Masse darf eine bestimmte Länge und einen bestimmten Gewaltlevel nicht überschreiten. Da ich einen kommerziell erfolgreichen Film abliefern wollte, der mir und meinen Geldgebern auch das Geld zurückbringt, musste ich also eine Version drehen, die mehr als fünf Leute sehen dürfen", erklärt er im Interview mit Spielfilm.de. Auf der DVD dürfen sich die Käufer dann über den 18 Minuten längeren Director's Cut freuen. So schöpft Snyder die Möglichkeiten der verschiedenen Medien aus.
Warner Bros.
Zack Snyder
Flucht vor der Realität?
Aber woher stammt die Liebe dieses Regisseurs zu gleichermaßen phantastischen wie gewalttätigen Stoffen? Snyder ist schon als Kind Comicfan, allerdings liebt er nicht die braven Mickey-Mouse-Geschichten, sondern steht auf Comic-Magazinen für Erwachsene. "Meine Mutter kaufte mir ein Magazin, das sich Heavy Metal nannte, allerdings hatte sie keine Ahnung, dass es sich dabei um ein illustriertes Fantasy-Magazin für Erwachsene handelte", verrät er im Interview mit Ugo.com. Comics wie die "X-Men"-Reihe hätten ihn nie sonderlich interessiert, weil darin für seinen Geschmack zu wenig Sex und Gewalt vorkommt. Auch die Vorliebe fürs Fantasy-Genre stammt aus der Kindheit: "Schon als Kind liebte ich solche Geschichten und war fasziniert, mich mit dem Anschauen eines Films in andere Welten versetzen lassen zu können", erklärt Snyder im Interview mit Filmreporter.de.

Mit "Sucker Punch" startet im März 2011 erstmals ein Film in den Kinos, der auf einer eigenen Idee Snyders beruht und zu dem er auch selbst das Drehbuch verfasst. Es geht um fünf Mädchen in einer psychiatrischen Anstalt, die ihre grausame Realität nur durch die Flucht in eine Fantasiewelt aushalten. "Ich versuche zu ergründen, wie unsere Fantasie im Kontrast zur Realität steht. Mich interessiert, wie Ideen aus unserer Fantasie sich in unser Leben einmischen und es beeinflussen", erklärt er im Gespräch mit TVDigital.de das Konzept seines Films. Snyder sieht die Aufgabe des Regisseurs darin, neue Bildwelten zu erschaffen. Im Film unterscheiden sich die realen und die Fantasie-Szenen nicht durch eine formale Gestaltung. Beides wurde im Studio gedreht, nichts an Originalschauplätzen.
Ulrich Blanché /Ricore Text
Deborah Snyder, Zack Snyder
Neuer Superman
Snyder liebt Filme, "die deutlich machen, dass sie nur Filme sind, aber den Kinobesucher trotzdem mitreißen. Dabei ist er sich seines kreativen Schaffensprozesses immer bewusst. Seine Filme sollen nicht verheimlichen, dass es sich um Filme handelt. "Ich möchte keine wahre Geschichte vortäuschen, sondern den Zuschauer in eine Kunstwelt entführen", so Snyder im selben Interview. Zur Seite steht ihm dabei immer seine Ehefrau, Produzentin Deborah Snyder. Sie sei die Stimmer seiner Vernunft, die dafür sorge, dass seine Entscheidungen am Ende sinnvoll seien, gesteht Snyder im Interview mit Ugo.com.

Was können die Fans von Snyders "Superman"-Verfilmung erwarten, die bereits in der Anfangsphase heftig diskutiert wird? Der Regisseur will die Comic-Vorlage natürlich respektieren, sich aber keinesfalls den Filmen verpflichtet fühlen, wie er im Interview mit der L.A. Times behauptet. Ein so glatter Heldentyp wie Christopher Reeve wird also nicht wieder über die Kinoleinwand fliegen. Schließlich arbeitet Snyder diesmal mit Produzent Christopher Nolan zusammen, der mit "Batman Begins" als Regisseur der Batman-Figur eine neue Richtung gegeben hatte.

Im Interview mit Collider.com lässt sich Snyder zu der Aussage hinreißen: "I like Superman see kicking some Ass". Seine eigene Produktionsfirma heißt Cruel and Unusual Films. Der Name ist Programm, wie man an den bisherigen Filmbeispielen sieht. Zack Snyders Filme zeichnen sich durch ein hohes Maß an Gewalt und nackter Haut aus. Dass dieser Mann also mal eine romantische Komödie drehen wird, ist alles andere als wahrscheinlich, aber das macht ja auch nichts.
erschienen am 31. März 2011
Zum Thema
Bevor er mit seinem Spielfilmdebüt "Dawn of the Dead" den Durchbruch schafft, macht sich Zack Snyder einen Namen als Regisseur und Produzent von Musik- und Werbespots. Zudem dreht er Portraits über Sportstars. Das Regieangebot für "S.W.A.T. - Die Spezialeinheit" lehnt er ab, da der Film keine Jugendfreigabe erhält. Den endgültigen Durchbruch schaffte er mit der Comicverfilmung "300". Das Actionspektakel spielt weltweit rund 400 Millionen US-Dollar ein.
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