Paramount Pictures
Mark Waters
"Mein Job ist es, zu unterhalten"
Interview: Am Set mit Mark Waters
Obwohl Mark Waters bereits in den Dreharbeiten zu seinem neuen Film "The Ghosts of Girlfriends Past" steckt, stellte sich der Regisseur in einer Drehpause unseren Fragen zu "Die Geheimnisse der Spiderwicks". Dabei erfahren wir nicht nur, dass er eigentlich Arzt werden wollte, sondern auch, dass er als erstes Scheidungskind in seiner Straße schon Berühmtheit unter seinen Mitschülern erlangte.
erschienen am 20. 03. 2008
Paramount
Die Geheimnisse der Spiderwicks
Ricore: Was hat Sie dazu bewogen, Regisseur zu werden?

Mark Waters: Ursprünglich ging ich aufs College, um Arzt zu werden. Dort habe ich aber ziemlich schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist und es mir keinen Spaß macht, mit Ärzten herum zu hängen. Daher arbeitete ich zusätzlich für viele Jahre am Theater, erst als Schauspieler und später auch als Regisseur. Das machte meine Eltern damals ziemlich sauer, weil die hofften, dass ich ein anerkannter Arzt werden würde. Stattdessen sahen sie mich am Theater herumtingeln. Mit der Zeit arbeitete ich immer weniger als Schauspieler und dafür mehr als Regisseur und hatte in diesem Bereich immer mehr Erfolg. Irgendwann bekam ich ein Stipendium vom amerikanischen Filminstitut, das ich zwei Jahre später abschloss. Dann ging es los.

Ricore: Welche Filme haben Sie in Ihrem Schaffen inspiriert?

Waters: Als Kind begeisterten mich Filme, die Robert Zemeckis und Steven Spielberg mit der Produktionsfirma Amblin Entertainment produzierten. Als junger Mann interessierte mich "E.T. - Der Außerirdische", "Zurück in die Zukunft" oder die "Gremlins - Kleine Monster". Vor "Die Geheimnisse der Spiderwicks" habe ich eher künstlerische und erwachsene Filme gedreht. Dann kamen Komödien für die breite Masse, wie "Freaky Friday - Ein voll verrückter Freitag" oder "Girls Club - vorsicht bissig!". Mit "Die Geheimnisse der Spiderwicks" wollte ich ein Fantasy-Abenteuer drehen, wie die, die mich als Kind begeisterten. Ricore: Denken Sie, dass es einen Unterschied zwischen den Kindern heute und denen aus Ihrer Kindheit gibt?

Waters: Sicherlich, ich bin in der Zeit des kalten Krieges aufgewachsen. Die 1970er und 1980er waren eine sehr bizarre Zeit. Das 21. Jahrhundert ist eine komplett andere Ära. Das Witzige ist, dass diese Kinder zusätzlich zu den Filmen, die heute im Kino laufen, die gleichen Filme lieben, wie wir damals. Sie entdecken diese Filme für sich, nur eben einige Jahre später auf Video und auf DVD.
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Szene aus "Die Geheimnisse der Spiderwicks"
Ricore: Fühlen Sie sich für Ihre Zuschauer, speziell für die Jüngeren in irgendeiner Weise verantwortlich?

Waters: Natürlich, "Freaky Friday" zum Beispiel war für Familien gedacht. Ich habe ja selbst Kinder im Alter von ein und fünf Jahren. Ich will schon, dass meine Filme so gruselig und spannend wie möglich sind. Allerdings sollen die Kinder danach noch schlafen können. Ich will ja nicht, dass sie völlig traumatisiert aus dem Kino gehen. Wenn ich Filme mache, achte ich darauf, nicht zu übertreiben.

Ricore: Sie scheinen sich im Bereich der modernen Familie wirklich gut auszukennen. Woher kommt das?

Waters: Ich war damals das erste Scheidungskind in unserer Straße. Meine Eltern haben sich 1971 scheiden lassen. Ich war ziemlich berühmt, weil jeder in der Schule davon geredet hat. Heute lerne ich von meiner eigenen Familie. Ich habe auch noch Geschwister. Obwohl wir keine perfekte Familie waren, wurden wir dennoch sehr liebevoll erzogen. Wir beweisen uns unsere Zuneigung, indem wir immer füreinander da sind. Ricore: Wie haben Ihnen die "Spiderwick Chroniken" gefallen?

Waters: Die Bücher sind fantastisch.
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Freddie Highmore: ganz schön aufgeregt
Ricore: Ihr Film hat im Gegensatz zu "Harry Potter" keinen Cliffhanger, sondern ist eine in sich geschlossene Geschichte. Und dass, obwohl es schon eine ganze Reihe von Bücher gibt. Planen Sie dennoch Fortsetzungen?

Waters: Wir haben mehrere Bücher zu einem Film zusammen gefasst. Und die Autoren arbeiten an weiteren Romanen in der Reihe. Wenn der Film an den Kinokassen erfolgreich ist, kann ich mir schon vorstellen, dass es einen weiteren Teil geben wird.

Ricore: Was war denn der bedeutendste Augenblick während der Dreharbeiten zu "Die Geheimnisse der Spiderwicks"?

Waters: Oh mein Gott. Da waren zum Beispiel die Komplikationen, die Zwillingsszenen mit Freddie Highmore zu drehen. Er verkörpert beide Jungen. Jede Szene, in der wir beide Charaktere im Bild hatten, war immens schwer zu drehen. Dann war da noch die Sache mit dem Anwesen der Spiderwicks. Es gab zwei Häuser. Eines stand auf einem Außengelände und das andere im Studio. Das Problem mit dem Haus im Studio war, dass wir es sprichwörtlich zerstören mussten, was schwierig und lustig zugleich war. An einem Tag haben wir die Fußbodendielen und Deckenstücke herausgebombt. Wir haben den Fernseher und das Klavier umgekippt, den Flur und die Küche zerlegt. Es tut schon weh, wenn man viel Zeit und Geld investiert und so ein schönes Haus baut um es dann wieder zu zerstören. Aber deshalb haben wir richtig gute Spezialeffekte mit Live-Action. So haben wir zum Beispiel das Klavier wirklich durch den Raum geschleudert. Dadurch haben wir realistischere Effekte erzielt, als wenn wir die Szenen am Computer generiert hätten.

Ricore: Was ist Ihnen wichtiger, die Botschaft hinter dem Film oder der Unterhaltungswert?

Waters: Also, mein Job ist es, zu unterhalten. Ich halte nicht viel von Botschaften in Filmen. Filme haben bei mir nichts mit einer Schulstunde in Soziologie zu tun. So sehe ich meine Arbeit nicht. Natürlich ist es mir wichtig, dass meine Filme eine gewisse Tiefe haben, und dass man auch weiß, worum es dabei geht.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 20. März 2008
Zum Thema
"Die Geheimnisse der Spiderwicks" ist ein fantasievolles Märchen, das auf der erfolgreichen Kinderbuchreihe von Holly Black basiert. Darin geht es um die Zwillinge Jared und Simon (Freddie Highmore) sowie ihrer älterer Schwester Mallory (Sarah Bolger). Sie finden heraus, dass sie ihr Haus mit Trollen und anderen Fabelwesen teilen. Allerdings sind nicht alle ihnen wohl gesonnen.
Die Brüder Daniel und Mark Waters arbeiten beide als Drehbuchautoren und Regisseure. Der jüngere, Mark, ist zweifellos der erfolgreichere. Er arbeitete bereits mit Reese Witherspoon, Lindsay Lohan und Jamie Lee Curtis. Mit "Die Geheimnisse der Spiderwicks" wechselt der Regisseur von der Komödie ins Fantasy-Genre.
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