Management Lauterbach
Gaby Dohm
Aus dem Theater ins Kloster
Interview: Engagierte Gaby Dohm
Gaby Dohm tritt in "Um Himmels Willen" die Nachfolge der kürzlich verstorbenen Rosel Zech an. In der Serie spielt sie die Geschäftsführerin eines Nonnenklosters, die ein Bordell erbt. Im Interview mit Filmreporter.de spricht Dohm über ihre Rolle und erklärt, warum es so wichtig ist, dass Schauspieler Erfahrungen am Theater sammeln. Zudem erfahren wir, was sie an Regisseur Ingmar Bergman interessierte.
erschienen am 9. 01. 2012
ARD/Jacqueline Krause-Burberg
Gaby Dohm und Janina Hartwig in "Um Himmels Willen"
Ricore: Wie ist es, zu einem Ensemble zu stoßen, das bereits so eingespielt ist?

Gaby Dohm: In diesem Fall war das nicht schwierig, da ich die Schauspieler schon kannte. Mit Horst Sachtleben war ich lange am Münchner Residenztheater. Er war auch mal mein Regisseur. Alle Ensemblemitglieder kannte ich irgendwie und da alle wie ich viel Theater gespielt haben, sprechen wir die gleiche Sprache.

Ricore: Warum ist es für Schauspieler so wichtig, Erfahrungen auf der Theaterbühne zu sammeln?

Dohm: Dort kann man sich noch wirklich ausprobieren. Beim Fernsehen geht das nicht mehr, weil es kaum noch Probezeiten gibt. Sie können über ihre Rolle diskutieren, sie aber nicht mehr in alle Richtungen ausprobieren. Bis zu meinem 42. Lebensjahr habe ich nur Theater gespielt. Wir hatten sechs bis acht Wochen lang Proben. Da lernt man einfach sein Handwerk als Schauspieler.

Ricore: Wie kam es zum Wechsel zum Fernsehen?

Dohm: Das war Zufall.

Ricore: Wie kam es zu diesem Zufall?

Dohm: Man hat mich engagiert, ganz einfach.
ARD/Jacqueline Krause-Burberg
Horst Sachtleben und Gaby Dohm in "Um Himmels Willen"
Ricore: In "Um Himmels willen" treten Sie die Nachfolge von Rosel Zech an.

Dohm: Die Figur die ich spiele ist aber eine völlig andere Rolle, die neu erfunden wurde. Es ist zwar wieder eine Geschäftsführerin, aber eine komplett neue Person. Mit Rosel Zechs Figur hat sie nichts zu tun.

Ricore: Bringt das Tragen der Nonnentracht Veränderungen mit sich?

Dohm: Nein.

Ricore: Wie haben Sie sich auf die Rolle als Nonne vorbereitet?

Dohm: Ich war als Schülerin in einer Klosterschule und kann mir sehr gut vorstellen, wie sie sich bewegen und wie sie sind. Aber "Um Himmels willen" ist eine Komödie. Es geht nicht um einen ernsten Bericht.

Ricore: Warum spielen Sie so viele Komödien?

Dohm: Ich liebe Komödien. Ich finde es schwer, die Zuschauer zu unterhalten. Das Publikum hat in meinen Augen große Sehnsucht nach Komödien. Im Fernsehen gibt es jedoch sehr wenige. Da laufen eher Krimis. Gute Komödien, die nicht schrill sind und über die Stränge schlagen, sind sehr schwer zu machen. Da müssen gute Bücher her und Drehbuchautor Michael Baier war dafür natürlich hervorragend geeignet.
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Gaby Dohm
Ricore: Wieso sind Komödien für das Publikum so wichtig?

Dohm: Die Zuschauer wollen lachen und sich im guten Sinne des Wortes unterhalten lassen. Das können sie im Fernsehen eigentlich gar nicht mehr. Unsere Zeit ist oft sehr schwierig. Nach einem schweren Tag wollen die Menschen auch mal etwas Heiteres sehen.

Ricore: Worüber lachen Sie selbst gerne?

Dohm: Das kann man nicht verallgemeinern. Über Woody Allen kann ich schmunzeln und das Schmunzeln ist doch das Wichtige - nicht das grelle Lachen.

Ricore: Was hat Sie an der Figur der Louise von Beilheim gereizt?

Dohm: Sie legt sich manchmal selbst Fallen, weil sie etwas überheblich ist. Sie ist sehr strikt und genau, hat aber ihre Eitelkeiten und Schwächen. Es ist immer schön, wenn eine Rolle so etwas hat.

Ricore: Haben Sie etwas mit der Figur gemein?

Dohm: Nein.
ARD/Jacqueline Krause-Burberg
Fritz Wepper in "Um Himmels Willen"
Ricore: Spielen Sie generell lieber Figuren, mit denen Sie wenig gemeinsam haben?

Dohm: Ja. Ich finde es nicht notwendig viele Gemeinsamkeiten zu haben. Man ist ja Schauspieler geworden, um jemand anders zu spielen als man selbst.

Ricore: Gibt es einen Regisseur, mit dem Sie besonders gerne zusammengearbeitet haben?

Dohm: Am Theater mit Ingmar Bergman.

Ricore: Was hat Ihnen an der Arbeit mit ihm gefallen?

Dohm: Es waren tolle Stücke und er ein wunderbarer Regisseur. Auch viele andere Theaterregisseure mochte ich. Da hatte man mehr Zeit, sich mit dem Stoff auseinanderzusetzen.

Ricore: Können Sie sich vorstellen, wieder mehr auf der Theaterbühne zu stehen?

Dohm: Das ist schwierig. Die Stücke, die mich interessieren, werden meist an größeren Theatern gespielt und die haben feste Ensembles. Da ich nicht mehr Teil eines festen Ensembles sein will, wird sich das wahrscheinlich erübrigen.
ARD/Jacqueline Krause-Burberg
Gaby Dohm in "Um Himmels Willen"
Ricore: Welches Stück würden Sie gerne spielen?

Dohm: Ach Gott, das sind immer so Fragen. Ich kann nur sagen: Die Rollen, die ich gespielt habe, habe ich gerne gespielt. Das war Marie im Woyzeck oder das Gretchen in Faust. Das waren dramatische Rollen. Aber auch in modernen Stücken von Tennessee Williams oder Alan Ayckbourn habe ich mitgespielt. Ich spiele alles gerne, wenn es gute Texte sind.

Ricore: Was macht für Sie einen guten Text aus?

Dohm: Sie wissen doch auch, was gute Geschichten sind. Was Sie fesselt, wenn Sie ins Kino gehen. Lars von Trier erzählt zum Beispiel gute Geschichten. Das sind unerhörte Bilder, unerhörte Texte und einfach Schicksale, die man da spielen kann.

Ricore: Ihre bekannteste Rolle war in der "Schwarzwaldklinik". Wie oft werden Sie darauf noch angesprochen?

Dohm: Nur von Journalisten. Die Leute auf der Straße haben andere Sachen von mir gesehen und sich diese gemerkt. Ich habe auch viele unangenehme Frauen gespielt. Meine Rolle in "Erbin mit Herz" ist völlig konträr. Das ist eine Frau, die ein dunkles Geheimnis hat und sehr verschlossen und abweisend ist. Ich habe nicht nur in der "Schwarzwaldklinik" mitgespielt.

Ricore: Wie unterscheidet sich die Arbeit fürs Kino von der im Fernsehbereich?

Dohm: Es ist aufwendiger. Man hat mehr Zeit, um die Szenen auszuleuchten und die Bilder zu erfinden. Aber ich habe nicht viele Filme gemacht.
Andrea Niederfriniger/Ricore Text
Gaby Dohm in "Die Rosenkönigin" an der Seite von Erol Sander.
Ricore: Haben Sie privat viel Kontakt zu Schauspielkollegen?

Dohm: Nein, das ist nur die Arbeitszeit und die ist sehr kurz. 21 Tage für eine Folge von 90 Minuten sind eine kurze Zeit. Man dreht von morgens bis abends, immer mit Überstunden. Da ist nicht mehr viel Raum für Privates.

Ricore: Wie erhält man die Konzentration über einen langen Drehtag aufrecht?

Dohm: Das gehört halt zum Beruf, das muss man einfach können. Entweder hat man die Disziplin oder nicht. Man muss sich die Energie gut einteilen können. Vielleicht muss man etwas sportlicher sein oder sich mental darauf einstellen. Das ist wie in anderen Berufen auch. Schlendrian gibt es für Schauspieler nicht.

Ricore: In "Um Himmels Willen" versuchen Sie Geld für eine Hilfsmission in Afrika zu erwirtschaften. Engagieren Sie sich auch privat für soziale Projekte?

Dohm: Ich habe mich beispielsweise für Straßenkinder in Brasilien eingesetzt. Im Moment habe ich aber kein Projekt, für das ich mich engagiere.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 9. Januar 2012
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Gaby Dohm erblickt als Tochter des Schauspielerehepaares Will Dohm und Heli Finkenzeller im österreichischen Salzburg das Licht der Welt. Nach dem Tode Will Dohms im Jahr 1948 zieht die Familie nach Berlin. Im Alter von 17 Jahren wird Gaby Dohm von Schauspiellehrerin Elsa Bongers entdeckt und unter die Fittiche genommen. Sie macht sich am Theater schnell einen Namen und übernimmt unter anderem Rollen in Molières "Tartuffe", Ingmar Bergmans "Szenen einer Ehe" und Johann Wolfgang von Goethes..
Egal ob Schwester Lotte (Jutta Speidel), Schwester Hanna (Janina Hartwig) oder jemand anderes: Kaltenthals Bürgermeister Wolfgang Wöller (Fritz Wepper) streitet sich immer wieder mit den Nonnen des ortsansässigen Klosters! So auch, als er ein Stück Land verkaufen will, auf dem diese leben. Streitigkeiten wie diese, sind typisch für die Serie "Um Himmels Willen". Diese gefällt durch unterhaltsame Geschichten, die stets ein wohliges Gefühl erzeugen. Alle enden positiv und wirken nie zu..
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