Bis heute unvergessener Klassiker des Film-Noir
Der amerikanische Journalist und Buchautor Holly Martins (
Joseph Cotten) wird von seinem Schulfreund Harry Lime (
Orson Welles) gebeten nach Wien zu kommen. Lime will Martins in der vom Krieg gebeutelten österreichischen Hauptstadt einen Job vermitteln. Bei seiner Ankunft in Wien trifft Martins die Nachricht von Limes Unfalltod. Er wird von der Polizei darüber informiert, dass Lime in den Schmuggel unreinen Penicillins verwickelt war. Er wird für Missbildungen von Kleinstkindern verantwortlich gemacht. Martins will das nicht glauben und stellt eigene Recherchen an. Er durchleuchtet das Milieu seines verstorbenen Freundes.
Dabei stößt er auf Ungereimtheiten und Widersprüche. Bald erscheinen die Umstände des tödlichen Unfalls mehr als zweifelhaft. Wer ist der dritte Mann am Unfallort gewesen? Auch die geheimnisvolle Anna Schmidt (
Alida Valli) kann dem Amerikaner diese Frage nicht beantworten. Dann ereignet sich ein zweiter Todesfall im Umfeld von Harry Lime und Martins nimmt erst recht die Witterung auf.
Die filmische Suche nach einem Phantom ist ein unvergessenes filmisches Erlebnis. "Der dritte Mann" wurde 1949 mit dem
Großen Preis in Cannes ausgezeichnet. Ein Jahr darauf wurde er als
Bester britischer Film gekürt. Kameramann
Robert Krasker wurde außerdem 1951 für seine schwarz- weißen Bilder mit dem Oscar prämiert. Das Werk von
Carol Reed ist an der Schnittstelle zwischen Nachkriegsordnung und Beginn des Kalten Krieges verortet. Vor dem Hintergrund der morbiden, vom Krieg mürbe gemachte österreichische Metropole wird die Frage von Schuld und Überlebenswille plastisch manifestiert.
Zu den legendären Zitherklängen von
Anton Karas jagt die Meute den Gesuchten durch den Wiener Untergrund. Das ist Kino voller Eleganz und Ästhetik, das den späteren Schauspielstar
Trevor Howard ("
Meuterei auf der Bounty") als Nebendarsteller zeigt. Reed drehte sein Werk überwiegend an Originalschauplätzen in der Donaustadt. Die unverwechselbare Stimmung der Darbietung dieses subtilen Kriminalthrillers hat einen hohen Wiedererkennungswert. Visuelle und auditive Darstellung der literarischen Vorlage von
Graham Greene begeistern noch immer.