Constantin Film
Sofia Coppola mit Bill Murray in Tokio
Sofia aus den Fußstapfen ihres Vaters
Feature: Schlaflos in Tokio
Offensichtlich hat die Regisseurin Sofia Coppola von ihrem prominenten Vater Francis Ford Coppola ("Der Pate", "Apocalypse Now") nicht nur den Nachnamen geerbt hat, sondern auch die Liebe und das Talent zum Filmemachen. Nach ihrer vielgepriesenen Verfilmung von Jeffrey Eugenides' Bestseller "The Virgin Suicides" erzählt die 32-jährige Coppola in "Lost in Translation" mit sanftem Witz und bewundernswerter Einsicht von zwei Amerikanern in Tokio: Bill Murray und Scarlett Johansson spielen zwei verlorene Seelen, die sich in einer Hotel-Bar über den Weg laufen und sich gemeinsam die Zeit vertrösten.
erschienen am 4. 01. 2004
Constantin Film
Ziehmlich allein in der Fremde: Scarlett Johansson
Hotels in fernen Ländern besitzen die paradoxe Eigenschaft, dass man sich dort zwar schnell einsam und anonym fühlt - aber gerade deshalb geradezu gezwungen ist, sich intensiver mit sich selbst zu beschäftigen. Sofia Coppolas "Lost in Translation" wandelt auf den Spuren dieses Phänomens. Da ist zum einen Bob Harris (Bill Murray), ein alternder Schauspieler, der in Tokio für eine gegen eine großzügige Gage Whisky-Werbung macht. Die erweist sich als ein langwieriger und zäher Prozess, denn die Sprach- und Kulturbarriere stellt ein ziemliches Hindernis dar.

Charlotte (Scarlett Johansson) wiederum ist eine hübsche Amerikanerin,. Die Mitzwanzigerin ist noch nicht lange verheiratet. Sie ist in Tokio, weil ihr Ehemann John (Giovanni Ribisi) dort als Fotograf zu arbeiten hat. Während John von einem Foto-Shooting zum nächsten eilt, macht sich Charlotte in der Einsamkeit ihres Hotelzimmers und der Anonymität der weiten Tokioter Straßen Gedanken über sich und ihre Ehe: Wer ist eigentlich dieser Mann, den sie geheiratet hat?
Constantin Film
Bill Murray fügt sich in japanische Gepflogenheiten
Bob und Charlotte, diese beiden in Tokio gestrandeten und verlorenen Seelen, wissen beide nicht genau, in welche Richtung ihr Leben momentan verläuft - also tun sie sich zusammen. Zwei Haltlose, die sich gerade deshalb Halt geben können, weil sie sich nicht kennen. Mit Bernardo Bertoluccis "Der Letzte Tango in Paris" und dessen hemmungslosen sexuellen Eskapaden hat die Beziehung zwischen Bob und Charlotte allerdings wenig gemein - schon eher mit Richard Linklaters romantischem "Before Sunrise". Sofia Coppola hat für ihre Hauptdarsteller eine zurückhaltende, subtile Beziehung vorgesehen, die zugleich einfacher und doch viel komplizierter ist als Sex: Es geht um die Einsicht, dass man einem Fremden gegenüber manchmal ungenierter von den eigenen Sorgen, Nöten und Hoffnungen erzählt als dem vermeintlich allwissenden Lebenspartner.

Coppola macht in "Lost in Translation" alles richtig. Unterlegt die Ankunftsszenen in Tokio mit einem trancigen Sound-Teppich, der die Zuschauer schnell in die Jet Lag-Stimmung versetzt, die Bob bei seiner Anreise verspürt. Lässt den japanischen Regisseur bei Bobs Dreharbeiten zur Whisky-Werbung minutenlang exzentrische Regie-Anweisungen in Japanisch brüllen. Wir Zuschauer wissen ebenso wenig wie Bob, was ihm hier mitgeteilt wird - bis sich die Dolmetscherin erbarmt, in knappen Worten den Wortschwall des Regisseurs für Bob und uns zusammenzufassen. Der Titel des Films wird hier zum Programm.
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Überzeugt: Scarlett Johansson
Glücklicherweise schreckt Coppola nicht davor zurück, ihren Film mit einer regelrecht rudimentären Handlung auskommen zu lassen, die man in drei Worte fassen kann: "Girl meets Man". Denn "Lost in Translation" ist eine Momentaufnahme. Diese benötigt keinen ausufernden und wendungsreichen Plot. Stattdessen schafft die' Tochter von Francis Ford Coppola eine reine Atmosphäre, die direkt ins Mark des Zuschauers eindringt. Weil Coppola das Drehbuch in erster Linie schrieb, um ihre eigenen Erfahrungen in Japan und ihre Liebe zu Tokio zu dokumentieren, wimmelt es vor intimen Ansichten der Millionenstadt und ihre Einwohner, inklusive diverser Karaoke-Partys und grell-bunte Spielhöllen. Auch deshalb ist "Lost in Translation" kein düsteres, melancholisches Drama, sondern auch eine augenzwinkernde Komödie.

Genau der richtige Film für einen wie Bill Murray also, der seit Jahren in Komödien unterschiedlichen Niveaus die Hauptrollen übernimmt ("Ghostbusters", "Und täglich grüßt das Murmeltier"), aber nur selten die Gelegenheit erhält, auch einmal ernstere Töne anzuschlagen. Dass er das kann, konnte man ansatzweise schon in Wes Andersons High-School-Dramödie "Rushmore" erleben. In "Lost in Translation" hat Murray als 53-Jähriger die Rolle seines Lebens gefunden.
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Johansson und Murray erschöpft vom Karaoke
Für Scarlett Johansson dürfte "Lost in Translation" dagegen einen frühen Höhepunkt ihrer vielversprechenden Filmkarriere darstellen. Die erst 19-jährige Schauspielerin, deren raue Stimme längst zu einem Markenzeichen geworden ist, machte 1998 in Robert Redfords "Der Pferdeflüsterer" erstmals ein breiteres Publikum auf sich aufmerksam. 2004 wird sie unter anderem noch in der mit Spannung erwarteten Bestseller-Verfilmung "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" als junge Assistentin und Modell des Malers Vermeer zu sehen sein. Den Namen Johansson sollte man sich also merken.

Dieses Stadium hat Sofia Coppola natürlich schon längst erreicht - beim Namen Coppola wird jeder Filmfan sofort hellhörig. Nach "Lost in Translation" wird das aber endgültig nicht mehr nur an ihrem Vater liegen.
erschienen am 4. Januar 2004
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