News: Hollywood Insider
Sony Pictures
Arnold Schwarzenegger in: Terminator 3 - Rebellion der Maschinen
Ist Schwarzenegger noch zu stoppen?
Running Man
Der Kandidat ist nicht qualifiziert, regiert aber vielleicht bald eine große Wirtschaftsmacht. Er ist stinkreich, doch seinen Wahlkampf zahlen überwiegend andere. Seine Vergangenheit ist zweifelhaft, das Wahlprogramm absichtlich vage. Trotzdem fragen sich seine Gegner: Ist Arnold Schwarzenegger noch zu stoppen?
30. Aug 2003: Ginge es nach dem Fast-Food-Riesen Taco Bell, wäre das Rennen um den nächsten Gouverneur von Kalifornien schon gelaufen. Denn die auf Latinokost spezialisierte Imbiss-Kette hat ihre Restaurants in Wahllokale umgewandelt: Verzehrt ein Kunde den "Beef Crunchy Taco", stimmt er damit für Arnold Schwarzenegger. Der "Chicken Soft Taco" gilt als Stimme für den noch amtierenden Gouverneur Gray Davis. Und wer einen "Grilled Stuft Burrito" kauft, findet einen der anderen 133 Kandidaten gut. Das Ergebnis wird mit den Verkaufszahlen vor Beginn der Marketingaktion gewichtet. Zwischenstand nach einer Woche: Satte 45% der kalifornischen Taco-Esser sehen Schwarzenegger gerne an der Spitze ihres Staates. Magere 3% möchten Davis behalten, 43% bevorzugen einen der anderen Kandidaten.

Wenn es nur im echten Leben auch so einfach wäre! Denn der Wahlkämpfer Arnold Schwarzenegger spürt inzwischen kräftig Gegenwind. Doch die steirische Eiche lässt sich davon nicht beeindrucken. Pose und Show sind Schwarzeneggers Stärke - konkrete Aussagen sucht man in seinem Wahlprogramm dafür vergebens. So fordert er zwar weniger Steuern, schließt Steuererhöhungen im Falle seines Wahlsiegs allerdings nicht aus. Zumindest seine Fans scheint dieser Widerspruch nicht sehr zu stören. Zumal der Kandidat den eigenen Mangel an politischer Erfahrung mit erfahrenen Ratgebern wie dem Top-Investor Warren Buffet und dem früheren US-Außenminister George Shultz kaschieren will.

Show und Wirklichkeit
Arnolds Popularität ist den politischen Beobachtern unheimlich - Schwarzenegger ist für sie ein unbekanntes Wesen. "Keiner käme auf die Idee, einen Schauspieler im Krankenhaus Operationen machen zu lassen", wundert sich Filmkritiker Kenneth Turan in der L.A. Times. "Aber die fünftgrößte Wirtschaftsmacht der Welt regieren und sie aus der schwersten Schuldenkrise in ihrer Geschichte führen? Für den Terminator scheinbar kein Problem." Die Menschen, vermutet Turan, verwechseln den Möchtegernpolitiker mit seinen Heldenrollen: "Sie glauben, ihn zu kennen. Aber das ist ein großer Irrtum." Turan sollte es wissen: Er kennt Schwarzenegger schon seit 25 Jahren.

Einige Meinungsforschungsinstitute sehen den ehemaligen Mr. Universum derzeit klar in Führung liegen. Bei anderen liegt er deutlich hinter seinem demokratischen Herausforderer Cruz Bustamente zurück. Dass die Experten dermaßen im Dunkeln tappen, liegt am Wesen des "Recalls". Die Wähler stimmen am 7. Oktober nicht nur darüber ab, ob der vergangenes Jahr gewählte Gouverneur Gray Davis im Amt bleiben darf, sondern müssen sich auch für einen der 134 Ersatzkandidaten entscheiden. So etwas hat's noch nie gegeben, und die Showbiz-Größe Arnold Schwarzenegger macht das Ganze noch bizarrer. Kann der Star am Ende Gruppen aktivieren, die sonst nie wählen gehen würden? Wie viele werden schon aus reiner Sensationsgier für den Kinohelden stimmen - weil sie sehen wollen, wie er sich als Gouverneur verhält?

Noch hat die republikanische Partei neben Schwarzenegger weitere Bewerber um das hohe Amt im Rennen. Arnolds Kommentar: "Mathematisch gesehen wäre es gescheiter, wenn die Partei nur einen Kandidaten hätte." Mit anderen Worten: Die Konkurrenten aus den eigenen Reihen sollten langsam abtreten. Einer davon, Bill Simon, zog sich bereits zurück. Die beiden anderen Republikaner, Tom McClintock und Peter Ueberroth, nehmen dem Kinostar zurzeit noch etwa 20 Prozent der Stimmen weg.

Schmutzkampagne unvermeidlich
Doch ehe die beiden ebenfalls das Handtuch werfen, warten sie auf den Ausgang einer Schmutzkampagne gegen den angeblichen Busengrabscher Schwarzenegger. So soll es etwa Videobänder geben, die den Star beim Fummeln mit einer britischen Journalistin zeigen. Ans Licht gezerrt wurde inzwischen auch ein 26 Jahre altes Interviews mit einem Männermagazin, in dem der damals 29 Jahre junge Bodybuilder etwas zu freimütig über Drogen, Gruppensex und Schwule plaudert. Damit will man den rechten Rand der Wählerschaft schockieren. Doch was andere Kandidaten zweifellos vernichten würde, scheint Arnold bisher nicht zu stoppen. Im Showbiz und beim Bodybuilding gelten eben andere Gesetze - da drückt man gern ein Auge zu. Doch weitere Enthüllungen werden folgen. "Er ist so scheinheilig", schimpft etwa Arnolds Hollywood-Kollegin Cybill Sheperd. "Der Kerl hat eine schmutzige Vergangenheit - und die kommt garantiert ans Licht."

20 Millionen Dollar lässt dich Arnold Schwarzenegger seinen Wahlkampf kosten. Höchstens ein Viertel davon soll aus seiner eigenen Tasche kommen, den Rest berappen wohlhabende Spender. Soviel zum Thema Unabhängigkeit. Unterdessen distanzieren sich immer mehr Hollywood-Kollegen. Dass die oben zitierte Cybill Sheperd einen Wahlsieg Schwarzeneggers für "die schlimmste Tragödie in der Geschichte Kaliforniens" hält, ist nicht verwunderlich. Doch auch Power-Player wie Tom Hanks, Steven Spielberg, Barbra Streisand, Warren Beatty, Martin Sheen und Susan Sarandon halten den Gouvernator offenbar für eine Schnapsidee. Sogar Clint Eastwood - als ehemaliger Bürgermeister der Stadt Carmel auf dem politischen Parkett nicht unerfahren - warnte den Action-Helden: "Der Job als Gouverneur wird diesmal ganz besonders schwer. Arnold stünde angesichts riesiger Defizite eine furchtbare Zeit bevor. Außerdem muss er als Gouverneur für seinen Standpunkt werben, geschickt verhandeln und viele Kompromisse machen."

Ist Arnold Schwarzenegger dafür wirklich der richtige Mann? Fest steht: Der Medienwahlkampf ist inzwischen zur Reality-Soap mutiert. Gestern noch faszinierte Ozzy Osbournes schreckliche Familie das Fernsehvolk, heute ist es Arnolds Weg zum Gouvernator. Kalifornien sucht den Superstar. Am 7. Oktober stimmt das Publikum über die Fortsetzung der Serie ab.
Weiterführende Infos
Stars
Ozzy Osbourne Clint Eastwood Susan Sarandon Martin Sheen Ty Warren Barbra Streisand Steven Spielberg Tom Hanks Cybill Sheperd Arnold Schwarzenegger
2024