News: Kino-Nachrichten
Buena Vista International (Germany)
Leonardo DiCaprio ist der Aviator
Oscarnominierungen wenig überraschend
Same procedure as every year...
27. Jan 2005:
Mit seinen etwas markant geratenen Gesichtszügen und einem ausgesuchten Modegeschmack gilt Oscargewinner Adrien Brody unter Schauspielkollegen - man wagt dies kaum auszusprechen - als Individualist. Individualisten definieren sich in erster Linie durch die freiwillige Abgrenzung von der Gesamtheit und ihre Andersartigkeit. Es ist nicht überliefert, ob die Verkündung der Nominierungen für die 77. Vergabe der Oscar-Statuetten Brody Überwindung gekostet hat, nach dem Geschmack eines Individualisten dürfte sie aber auf keinem Fall verlaufen sein.
Zunächst einmal hat ihn sein Wecker vermutlich ungewöhnlich früh aus dem Schlaf gerissen. Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences (Ampas) gibt traditionell um 5:30 Uhr Ortszeit die Nominierungen im amerikanischen Fernsehen Live bekannt. Daran durfte auch in diesem Jahr nicht gerüttelt werden und so stand ein überraschend frisch aussehender Brody pünktlich auf einem Podest zwischen zwei überlebensgroßen Oscarstatuetten. Zusammen mit Academy-Präsident Frank Pierson hat er dann die Nominierungen in zehn der insgesamt 24 Kategorien einer zahlreich anwesenden Mediengemeinschaft vorgelesen.
Die Preisanwärter in den anderen vierzehn Kategorien wurden kurze Zeit später auf der offizielle Academy-Homepage oscar.org bekannt gegeben. Es wäre auch zu viel des Guten gewesen, wenn man von dem armen Brody nicht nur verlangt, zu unchristlichen Zeiten sich in den tadellos sitzenden Anzug zu zwängen, sondern auch noch eine nicht enden wollende monotone Litanei abzugeben. Als die komplette Liste der diesjährigen Preisanwärter endlich bekannt war, konnte Brody getrost das Schlafdefizit ausgleichen und ein ausgedehntes Nickerchen halten. Es ist nicht überliefert, ob Brody sich tatsächlich wieder ins Bett gelegt hat, zu erwarten wäre das aber auf jedem Fall. Erst recht von einem Individualisten...
Die Nominierungen der 77. Verleihung des weltweit begehrtesten Filmpreises sind alles anders als aufregend, beinhalten sie doch kaum Überraschungen. Damit haben sich die Erwartungen der Öffentlichkeit ein weiteres Mal erfüllt. Mathematischer Sieger der offiziellen Anwärter ist Martin Scorseses "Aviator". Das biographische Werk über den steinreichen Womanizer und Flugpionier Howard Hughes ist noch in elf Kategorien im Rennen. Dass Scorseses Epos ein Favorit für mehrere Oscar war, ist genauso überraschend wie die Tatsache, dass Hollywood-Millionäre selten unter Brautmangel leiden müssen. Hughes-Darsteller Leonardo DiCaprio, der für diese Leistung bereits einen Golden Globe erhalten hat, gilt als hoffnungsvollster Kandidat auf einen Oscar in der Kategorie bester Darsteller. Er findet sich in einer ehrenwerten Gesellschaft wieder, denn unter seinen Mitstreiter befinden sich auch Johnny Depp ("Wenn Träume fliegen lernen") und Clint Eastwood. Ausgerechnet der längst ergraute Spaghetti-Western-Held hatte bei den Golden Globe Awards für "Million Dollar Baby" Martin Scorsese eine wichtige goldene Erdkugel unter der Nase weg geschnappt. Sein Sportsdrama über eine Profi-Boxerin war für die Regie ausgezeichnet worden. Vielleicht war das eine Art Präventivprämie für Clint, denn bei der Oscarverleihung wird er in der gleichen Kategorie gegen den Regiekollegen Martin antreten. Es sieht jetzt danach aus, als ob Scorseses Luftfahrer bereits zu einem kräftigen Gegenschlag ausholen würde. Das klingt aber fast nach Kungelei und ist zudem zu weit gedacht. Vielleicht wird es deshalb auch zu keinem Rachefeldzug kommen, denn für die beste Regie sind auch Taylor Hackford für seine Ray Charles Biographie "Ray", Alexander Payne mit dem Kritikerliebling "Sideways" und nicht zuletzt Mike Leigh mit dem Venediggewinner "Vera Drake" nominiert. Es gibt vielleicht also doch noch Platz für mögliche Überraschungen und gekungelt wird definitiv nicht!
Über gleich zwei Nominierungen dürfte sich Ray Charles Darsteller Jamie Foxx gefreut haben. Er darf sich Hoffnungen sowohl für sein Auftritt als Soulmusiker Ray Charles als auch für sein Einsatz als Taxifahrer in "Collateral" machen. Angenommen er muss gegen den fliegenden DiCaprio passen, könnte er auf jedem Fall eine Mitleidsstatuette als "Supporting Actor" einheimsen, aber das wäre schon wieder gekungelt und zu weit gedacht!
Deutschland darf übrigens auch wieder zwei Daumen drücken. Einen für Oliver Hirschbiegels Hitlerportrait "Der Untergang", der als bester nicht englischsprachiger Film ins Rennen geht, den zweiten für zwei Ex-Studenten der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) und ihre Dokuabschlussfilm "Die Geschichte vom weinenden Kamel". Ein Oscar für Hitlers Untergang sowie die Trophäe für weinende Kamele wären sicherlich zwei wunderschöne News für die vom wirtschaftlichen Niedergang gebeutelte Deutschland.
Die Nominierungen zur 77. Vergabe der Oscar-Auszeichnungen sind also längst nicht so überraschend ausgefallen wie man sie gerne gehabt hätte. Martin Scorsese, der erstaunlicherweise bisher noch keine einzige Statuette gewonnen hat, allerdings des Öfteren haarscharf an ihr vorbeigesegelt ist, gilt mit "Aviator" dieses Mal als klarer Favorit. Wer angenehme Überraschungen bei Filmpreise sucht, sollte aber eher die Vergabe der Goldenen Himbeeren verfolgen. Der Spottpreis und Oscarantipode wird am 26. Februar zum 25. Mal verliehen. Aussichtsreichster Anwärter für einen Preis als schlechtester Schauspieler ist diesmal George W. Bush für seinen Auftritt in Michael Moores "Fahrenheit 9/11". Das ist doch was!
Zunächst einmal hat ihn sein Wecker vermutlich ungewöhnlich früh aus dem Schlaf gerissen. Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences (Ampas) gibt traditionell um 5:30 Uhr Ortszeit die Nominierungen im amerikanischen Fernsehen Live bekannt. Daran durfte auch in diesem Jahr nicht gerüttelt werden und so stand ein überraschend frisch aussehender Brody pünktlich auf einem Podest zwischen zwei überlebensgroßen Oscarstatuetten. Zusammen mit Academy-Präsident Frank Pierson hat er dann die Nominierungen in zehn der insgesamt 24 Kategorien einer zahlreich anwesenden Mediengemeinschaft vorgelesen.
Die Preisanwärter in den anderen vierzehn Kategorien wurden kurze Zeit später auf der offizielle Academy-Homepage oscar.org bekannt gegeben. Es wäre auch zu viel des Guten gewesen, wenn man von dem armen Brody nicht nur verlangt, zu unchristlichen Zeiten sich in den tadellos sitzenden Anzug zu zwängen, sondern auch noch eine nicht enden wollende monotone Litanei abzugeben. Als die komplette Liste der diesjährigen Preisanwärter endlich bekannt war, konnte Brody getrost das Schlafdefizit ausgleichen und ein ausgedehntes Nickerchen halten. Es ist nicht überliefert, ob Brody sich tatsächlich wieder ins Bett gelegt hat, zu erwarten wäre das aber auf jedem Fall. Erst recht von einem Individualisten...
Die Nominierungen der 77. Verleihung des weltweit begehrtesten Filmpreises sind alles anders als aufregend, beinhalten sie doch kaum Überraschungen. Damit haben sich die Erwartungen der Öffentlichkeit ein weiteres Mal erfüllt. Mathematischer Sieger der offiziellen Anwärter ist Martin Scorseses "Aviator". Das biographische Werk über den steinreichen Womanizer und Flugpionier Howard Hughes ist noch in elf Kategorien im Rennen. Dass Scorseses Epos ein Favorit für mehrere Oscar war, ist genauso überraschend wie die Tatsache, dass Hollywood-Millionäre selten unter Brautmangel leiden müssen. Hughes-Darsteller Leonardo DiCaprio, der für diese Leistung bereits einen Golden Globe erhalten hat, gilt als hoffnungsvollster Kandidat auf einen Oscar in der Kategorie bester Darsteller. Er findet sich in einer ehrenwerten Gesellschaft wieder, denn unter seinen Mitstreiter befinden sich auch Johnny Depp ("Wenn Träume fliegen lernen") und Clint Eastwood. Ausgerechnet der längst ergraute Spaghetti-Western-Held hatte bei den Golden Globe Awards für "Million Dollar Baby" Martin Scorsese eine wichtige goldene Erdkugel unter der Nase weg geschnappt. Sein Sportsdrama über eine Profi-Boxerin war für die Regie ausgezeichnet worden. Vielleicht war das eine Art Präventivprämie für Clint, denn bei der Oscarverleihung wird er in der gleichen Kategorie gegen den Regiekollegen Martin antreten. Es sieht jetzt danach aus, als ob Scorseses Luftfahrer bereits zu einem kräftigen Gegenschlag ausholen würde. Das klingt aber fast nach Kungelei und ist zudem zu weit gedacht. Vielleicht wird es deshalb auch zu keinem Rachefeldzug kommen, denn für die beste Regie sind auch Taylor Hackford für seine Ray Charles Biographie "Ray", Alexander Payne mit dem Kritikerliebling "Sideways" und nicht zuletzt Mike Leigh mit dem Venediggewinner "Vera Drake" nominiert. Es gibt vielleicht also doch noch Platz für mögliche Überraschungen und gekungelt wird definitiv nicht!
Über gleich zwei Nominierungen dürfte sich Ray Charles Darsteller Jamie Foxx gefreut haben. Er darf sich Hoffnungen sowohl für sein Auftritt als Soulmusiker Ray Charles als auch für sein Einsatz als Taxifahrer in "Collateral" machen. Angenommen er muss gegen den fliegenden DiCaprio passen, könnte er auf jedem Fall eine Mitleidsstatuette als "Supporting Actor" einheimsen, aber das wäre schon wieder gekungelt und zu weit gedacht!
Deutschland darf übrigens auch wieder zwei Daumen drücken. Einen für Oliver Hirschbiegels Hitlerportrait "Der Untergang", der als bester nicht englischsprachiger Film ins Rennen geht, den zweiten für zwei Ex-Studenten der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) und ihre Dokuabschlussfilm "Die Geschichte vom weinenden Kamel". Ein Oscar für Hitlers Untergang sowie die Trophäe für weinende Kamele wären sicherlich zwei wunderschöne News für die vom wirtschaftlichen Niedergang gebeutelte Deutschland.
Die Nominierungen zur 77. Vergabe der Oscar-Auszeichnungen sind also längst nicht so überraschend ausgefallen wie man sie gerne gehabt hätte. Martin Scorsese, der erstaunlicherweise bisher noch keine einzige Statuette gewonnen hat, allerdings des Öfteren haarscharf an ihr vorbeigesegelt ist, gilt mit "Aviator" dieses Mal als klarer Favorit. Wer angenehme Überraschungen bei Filmpreise sucht, sollte aber eher die Vergabe der Goldenen Himbeeren verfolgen. Der Spottpreis und Oscarantipode wird am 26. Februar zum 25. Mal verliehen. Aussichtsreichster Anwärter für einen Preis als schlechtester Schauspieler ist diesmal George W. Bush für seinen Auftritt in Michael Moores "Fahrenheit 9/11". Das ist doch was!