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Romy Schneider als Christine
Kaiserin Romy Schneider glücklos im Leben
Retro Feature: Der melancholische Weltstar
"Ich kann nichts im Leben, aber alles auf der Leinwand", so ein vielsagendes Zitat Romy Schneiders. Binnen weniger Jahre wird die gebürtige Wienerin zum weltweit umjubelten Filmstar. Als junge Kaiserin Sissi bezaubert sie das deutschsprachige Kinopublikum der Wirtschaftswunderära. Für kurze Zeit schafft sie den Sprung nach Hollywood. Schließlich wird sie zur gefeierten Charakterdarstellerin des französischen Kinos. Romy Schneiders Leben ist reich an privaten Fehlschlägen und Katastrophen. Alkoholexzesse sowie Familientragödien richten sie zugrunde.
erschienen am 12. 07. 2022
AVU
Romy Schneider - Collector's Edition
Prinzessin des deutschen Films
Romy Schneider kommt am 23. September 1938 zur Welt. Ihre Eltern Magda Schneider und Wolf Albach-Retty sind bekannte Schauspieler. So kommt Romy bereits in jungen Jahren mit der Welt des Films und Theaters in Berührung. Als Teenager entwickelt sie den Ehrgeiz, selbst ins Scheinwerferlicht zu treten: "Ich muss unbedingt Schauspielerin werden. Ich muss!!!", notiert sie in ihr Tagebuch. Mutter Magda nimmt Romys Karriere zielstrebig in die Hand. 1953 verschafft sie ihrer Tochter eine erste Filmrolle. In "Wenn der weiße Flieder wieder blüht" (1953) tritt Romy neben ihrer Mutter und Willy Fritsch auf. Mit ihrem jugendlichen Temperament spielt sie die verdienten Leinwandstars mühelos an die Wand. Binnen kurzem gilt Romy als das süße Mädel des deutschen Nachkriegsfilms. Ihre Darstellung der Prinzessin Viktoria in "Mädchenjahre einer Königin" (1954) bereitet den größten Erfolg ihrer Karriere vor, denn in der "Sissi"-Trilogie verkörpert sie 1955 bis 1957 die legendäre österreichische Kaiserin Elisabeth. Die Filmreihe wird zu einem der größten Kassenerfolge der Wirtschaftswunderjahre.
Film und Frau
Romy Schneider in "Monpti"
Geliebtes, verhasstes "Sissi"-Image
Mit ihrer mädchenhaften Anmut reißt Romy das Kinopublikum zu Begeisterungsstürmen hin. Die Rolle der Sissi bedeutet für sie Segen und Fluch zugleich. Einerseits steht ihr nun das internationale Filmgeschäft offen. Andererseits fühlt sich die junge Schauspielerin in ihren darstellerischen Möglichkeiten beschränkt. Denn das deutschsprachige Kinopublikum akzeptiert Romy Schneider nur in ähnlichen Rollen. Zwar erhält sie auch Angebote für ambitionierte Liebeskomödien wie "Monpti" (1957) oder das Internatsdrama "Mädchen in Uniform" (1958), aber so richtig kommt sie nicht vom Fleck. Ein Ortswechsel ist für sie unvermeidlich, nur so kann sie der Rolle des ewigen Backfischs entkommen und zur Charakterdarstellerin reifen.
Filmrevue
Hort Buchholz und Romy Schneider geben ihr musikalisches Talent zum Besten.
Liebeskummer mit Delon
Ein Angebot aus Paris für die Literaturverfilmung "Christine" (1958) bringt privat wie beruflich die Wende. Romy soll eine Wiener Musikertochter spielen, deren Liebe zu einem leichtfertigen Leutnant tragisch endet. Leinwandpartner ist Alain Delon, dem gerade aufstrebenden Jungstar des französischen Kinos. Für Romy wird der unangepasste Delon zur Offenbarung. Er schärft ihren Blick für gehaltvolle Filmstoffe und wird zur großen Liebe ihres Lebens. 1959 verloben sich Romy und Delon. Doch ihr Verhältnis wird bald von Spannungen überschattet. Romy leidet unter Delons Affären mit anderen Frauen. Außerdem bleiben attraktive Rollenangebote aus. Durch ihre Distanzierung vom "Sissi"-Image ist Romy im deutschen Film zur Außenseiterin geworden. Noch ist der internationale Durchbruch nicht absehbar. Nach einem publik gewordenen Seitensprung Delons trennt sich Romy 1964 von diesem. Beruflich geht sie nun erstmals ihren eigenen Weg. Luchino Visconti holt sie für seinen Beitrag zum Episodenfilm "Boccaccio '70" (1962) vor die Kamera. Im Jahr darauf besetzt Orson Welles sie für seine geniale Kafka-Verfilmung "Der Prozeß". In Otto Premingers "Der Kardinal" (1963) spielt Romy schließlich eine Wiener Adlige, die sich in einen amerikanischen Priester verliebt, es wird immer deutlicher: Romy hat's geschafft!
Filmrevue
Österreichs Heldin Romy Schneider
Fatale Ehe
In US-Produktionen ist Romy Schneider hingegen nur wenig präsent. Als Partnerin von Peter O'Toole und Woody Allen spielt sie in "Was gibt's Neues, Pussy?" (1965) die Geliebte eines chaotischen Werbetexters. Für die Verwechslungskomödie "Leih mir deinen Mann" (1964) steht sie mit Jack Lemmon vor der Kamera. So groß ihr beruflicher Erfolg auch ist, leidet Romy Mitte der 1960er Jahre dennoch unter einer Schaffens- und Identitätskrise. Sie ist erst knapp 30, hat aber bereits 15 Jahre für Bühne und Leinwand gearbeitet. Romy fühlt sich ausgebrannt. Ein glückliches Privatleben fehlt ihr ebenso, wie eine berufliche Perspektive. Halt und Orientierung sucht sie in der Betiehung zu dem 14 Jahre älteren Schauspieler und Regisseur Harry Meyen. Das Paar heiratet 1966. Im selben Jahr wird der gemeinsame Sohn David geboren. Was Romy nicht ahnt: Meyen leidet unter Depressionen und Alkoholproblemen. Bald ist das gemeinsame Kind die einzige Verbindung zwischen den beiden. 1973 wird die Ehe geschieden. Sechs Jahre später begeht Meyen Selbstmord.
Filmrevue
Horst Buchholz trägt "Sissi" auf Händen.
Stark und verletzlich
Ab Ende der 1960er Jahre wird Romy Schneider zur führenden Darstellerin des französischen Films. Für die Dreiecksgeschichte "Der Swimmingpool" (1969) steht sie nach Jahren erstmals wieder mit Alain Delon vor der Kamera. Rollen als Geliebte, Ehefrau auf Abwegen oder Straßenmädchen machen nun ihr Rollenspektrum aus. Romys Domäne sind die starken, verletzlichen und leichtsinnigen Frauen. Diese Eigenschaften machen sie auch als Person. Finanziell lebt sie über ihre Verhältnisse, betäubt Ängste und Selbstzweifel mit Alkohol und Tabletten. Erneut sehnt sie sich nach einem Mann, der Ordnung in ihr hektisches Dasein bringen könnte. Ihre Wahl fällt auf Daniel Biasini, Romys neun Jahre jüngerem Privatsekretär. Im Dezember 1975 heiratet das Paar, 1977 kommt Tochter Sarah auf die Welt.
abz
Romy ganz unbeschwert am Bootssteg
Kein Lebensmut mehr?
1981 häufen sich die dramatischen Ereignisse in Romys Leben. Zu Jahresbeginn trennt sie sich von Biasini. Kurz darauf muss sie sich einer schweren Nierenoperation unterziehen. Schließlich erleidet ihr Sohn David beim Klettern über einen spitzen Eisenzaun tödliche Verletzungen. Angesichts der massiven Schicksalsschläge verliert Romy jede Lebenskraft. Kurz nach Fertigstellung der "Spaziergängerin von Sans-Souci" stirbt sie am 29. Mai 1982 in ihrer Pariser Wohnung. Ob Herzversagen oder Selbstmord die Ursache für Romy Schneiders frühen Tod sind, liegt bis heute im Dunklen.
erschienen am 12. Juli 2022
Zum Thema
Tochter von Magda Schneider und Wolf-Albach Retty. Mit "Sissi" erreichte Romy Schneider (1938 - 1982) große Popularität, allerdings auch das Image des süßen Mädels. Während der Dreharbeiten zur Neuverfilmung von Arthur Schnitzlers "Liebelei" verliebte sich die österreichische Schauspielerin in das französische Filmidol Alain Delon und zog mit ihm nach Paris. Dort begann eine anspruchsvolle, internationale Karriere. Sie arbeitete mit Regisseuren wie Luchino Visconti und Orson Welles zusammen..
Weitere Retrofeatures
Charmanter Raufbold: Terence Hill
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