Senator Filmverleih
John Cusack in "Shanghai"
Der Schattenmann: John Cusack
Starfeature: Ein Killer zum Verlieben
Er gehört nicht zu denen, die als Erste genannt werden, wenn nach den populärsten männlichen Hollywoodstars gefragt wird. Clooney, DiCaprio, Willis oder Tom Cruise sind eben eine Abteilung für sich. Aber es gibt eine kleine erlesene Schar, die den Spitzenreitern wie ein Schatten folgt. Geheimstars könnte man diese Schattenmänner nennen. Zu diesen ungewöhnlichen Schauspielern gehören Sean Penn, Johnny Depp oder Joaquin Phoenix und nicht zuletzt auch John Cusack.
erschienen am 6. 03. 2004
Senator Filmverleih
John Cusack in "Shanghai"
Er ist ein Geheimtipp, weil er geheimnisvoll ist. Das Privatleben des siebenunddreißigjährigen bleibt tabu. Dafür sorgt er selbst. Der smarte Hollywoodstar weiß, wie man antworten muss, um nicht auf jeder Titelseite zitiert zu werden, tut nie das, was man tun muss, um in die Klatschspalten zu geraten. Auf eine angebliche Affäre mit Meg Ryan angesprochen, antwortete Cusack: "Dass man mir immer gleich ein Verhältnis mit Frauen nachsagt, die vom Alter ganz gut zu mir passen würden, ist schon erstaunlich." Gelacht haben soll er bei dieser Antwort auch noch. So stand es in besagtem Interview. Gelacht? Was ist denn mit dem los? Ganz offensichtlich nicht das übliche Lassen-Sie-mich-in-Ruhe-mit-meinem-Privatleben-Gezeter überdrehter Superstars, die sich nichts mehr wünschen, als nicht in Ruhe gelassen zu werden? Allerschönster Mr. Richard Gere soll ja so einer sein...

Er ist einer, der in der Lage ist, Komplimente an die ihm nachgesagten Liebhaberinnen zu verteilen: Die vom Alter her angeblich so gut zu ihm passende Meg Ryan ist immerhin reife 41. Aber warum soll ein reifer Mann nicht eine reife Frau lieben dürfen? Reif ist dieser John Cusack zweifelsohne. Reif für den Aufstieg in die oberste Liga der 'Leading Men', wie die ganz großen Stars in Hollywood respektvoll genannt werden. 'Leading Men' führen nämlich einen Film ganz allein zum Erfolg, mag das Movie ansonsten auch noch so kläglich sein.
Warner Bros. Pictures
John Cusack in "Mein Kind vom Mars"
Kleinere Jugendsünden oder Filme zum Geldverdienen hat auch Cusack in seiner Filmographie. Darunter etwa "Con Air" mit Nicolas Cage. Ein im wahrsten Sinne des Wortes wüstes Actionspektakel in der sandigen Einsamkeit von Las Vegas. Der Film war an den Kassen ein Erfolg, für John Cusack allenfalls eine Erfahrung. Die fehlende Unabhängigkeit, das Gegängelt werden, der minimale Spielraum, den so ein Big Movie den Darstellern lässt, war ihm eine Lehre. So etwas wird er sich so schnell nicht mehr antun. Denn die Unabhängigkeit hat er früh als Voraussetzung und künstlerische Triebfeder begriffen. Ein Künstler ist er, der Mann mit den feinen Gesichtszügen und den ebenso bestimmenden wie sensiblen, dunklen Augen.

Das Zelluloid wurde dem Sohn eines Dokumentarfilmers quasi in die Wiege gelegt. Vor den Film haben die Götter der Unterhaltung das Theater gesetzt. Bereits mit neun Jahren stand 'little John' in der Schule auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Seine Wurzeln hat er bis heute nie verleugnet: In Chicago gründete er die New Crime Theatre Company, mit der er selbst inszenierte Stücke aufführt. Chicago brachte ihm auch als Schauspieler zum ersten Mal Glück, als er als 17-jähriger für die Teenie-Komödie 'Class' verpflichtet wurde. Solche Schauspiel- Biographien gibt es in den USA etliche, den zielstrebigen Weg an die Spitze aber gehen nicht viele. Dazu gehört eine große Portion Wille und Beharrlichkeit. Diese Eigenschaften besitzt der im Zeichen des sensiblen Krebses geborene John. Sonst hätte es ihn nicht ganz nach oben geschwemmt.
Central Film
John Cusack in "Grace is Gone"
Dabei legt sich der vielseitige Alleskönner nie auf ein Genre oder Image fest. In "Grosse Point Blank" etwa spielt er Mr. Blank, der zunächst ganz gewissenhaft seinem Beruf nachgeht, dann in dem Städtchen Grosse Point bei einem Klassentreffen seiner Jugendliebe (Minnie Driver) wieder begegnet. Alles recht normal, wenn Mr. Blank nicht einen ungewöhnlichen Beruf hätte, denn er ist Auftragskiller, tötet gegen Geld. John Cusack gelingt es aber, die Zuschauer(innen) dazu zu verleiten, dass dieser Mörder ihnen äußerst sympathisch wird. Das zeigt das ganze Potential dieses charmanten Verführers: Gegen den Strom spielen, die ganze Bandbreite eines Charakters schillern lassen und ein kaltblütiger Killer zum Verlieben sein zu können.

John Cusack besitzt diesen ungewissen Grad von Attraktivität, die in ihren Brüchen für Männer und Frauen gleichsam anziehend ist. Seine Fangemeinde ist unter Frauen und Männern gerecht verteilt. Er verstört die Männer nicht, sie spüren gar nicht, dass er ein Konkurrent sein könnte, so ruhig und unspektakulär vermag er zu erscheinen. Dahinter steckt ein hochbegabter Geist, eines der wenigen Universalgenies in der Filmbranche. Der Schauspieler, Regisseur, Produzent in einer Person verbindet all diese Jobs mit anspruchsvollen Stoffen. Cusack hat ein gewaltiges Potential. Er kann sich in andere Köpfe hineinversetzen. In "Being John Malkovich" kam ihm das zugute, als seine Rolle vorschrieb, sich in den Kopf des berühmten Mimen begeben zu können. Cusack gelang dieser Balanceakt zwischen Nonsens und genialem Filmplot so großartig, dass der Film zum Erfolg und zum Kult geriet.
Senator Filmverleih
John Cusack in "Zimmer 1408"
"Identität", sein letzter Film, zeigt ihn in einer düsteren, mörderischen Vision, bei der vieles an Hitchcock erinnert und ein Mann wie Cusack hätte dem Meister des Suspense wohl ausnehmend gut gefallen. Sein klassisches Gesicht macht Cusack zur Option für alles, was im Filmbusiness möglich ist. Bei aller Sanftheit, weiß der Mann genau, was er will. Auf die Frage, warum er noch nicht zu den ganz großen Stars in Hollywood gehöre, antwortete er: "Ich bin noch jung genug, ein großer Star zu werden.." Koketterie oder Anspruch? Wohl eher Letzteres. Das ist es auch, was ihn laut einer großen Frauenzeitschrift zum "Sexsymbol der intelligenten Frau" macht: Er hat einen Plan. Moderne Frauen wollen eben keinen unnahbaren, vollkommenen Filmgott anhimmeln, dessen Bekanntschaft zu machen ebenso wenig realistisch ist wie erstrebenswert. Moderne Frauen, schwärmen eher für Männer, die einen Prototypen verkörpern, einen, dem sie an der nächsten Ecke begegnen könnten, einen, der vielleicht - wie Cusack in "High Fidelity" - ein paar Straßen weiter einen Plattenladen führt. Dass dieser harmlose Plattenladenbesitzer allerdings auch ein Auftragskiller sein könnte, das macht John Cusack so gefährlich - für Männer und Frauen.
erschienen am 6. März 2004
Zum Thema
Im Alter von zwölf Jahren besucht John Cusack den Joan auf, so in "Ein Mann - ein Mord". Zu seinen besten Filmen gehört die kafkaeske Komödie "Being John Malkovich" von Spike Jonze und Stephen Frears' "High Fidelity".Con Air", in dem er erneut an der Seite John Malkovichs zu sehen ist, sowie Roland Emmerichs Weltuntergangsspektakel "2012". Vielfach gelobt wird seine Darstellung im Biopic "Love & Mercy", in dem Cusack Pop-Legende und The Beach Boys-Mitglied Brian Wilson verkörpert.Nick Hornby..
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